Thailand: Licht und Schatten

Unser erfolgreichster Artikel bisher? Es sind die 10 Irrtümer über Südostasien! Kaum verwunderlich, schließlich haben wir offen einige kritische Ansichten geteilt, die nicht als Kritik an den jeweiligen Ländern, sondern eher als ein Geraderücken von falschen Erwartungen vieler junger Backpacker gedacht waren. Wie wir es eben so gerne tun, wollten wir auch hier provozieren, zum nachdenken, diskutieren und zur Meinungsbildung anregen. Scheinbar mit Erfolg: über 2800 Leser an nur zwei Tagen. Da muss wohl etwas Explosives drin gewesen sein. Nachdem wir besonders in Thailand mit vielen Einheimischen, dort lebenden Ausländern und langjährigen Wiederholungstäter-Touristen gesprochen haben scheint es so zu sein, dass sich Thailand in den letzten Jahren rapide verändert hat und zwar in eine Richtung, die viele Liebhaber des Backpackermagneten nicht wahrhaben möchten. Aber nun erstmal ein paar Zeilen darüber, was wir eigentlich die ganze Zeit getrieben haben und warum wir es versäumt haben, euch regelmäßig mit Updates zu versorgen :-)!

Bangkok - igitt, wie cool!

In Bandagen eingewickelt reisen wir per Boot und Bus von Koh Samui nach Bangkok - scheinbar gerade rechtzeitig, denn der ständer Regen nimmt noch weiter zu, sodass wir eine der letzten Fähren erwischen, bevor der Fähr- und Flugverkehr von und auf die Insel komplett eingestellt werden. Die Überschwemmungen und Verwüstungen, bei denen abertausende Touristen festsitzen und mehrere Dutzend Menschen ums Leben kommen, sehen wir später auf tagesschau.de und sind schockiert. Und das in der Trockenzeit! In Bangkok jedoch scheint meist die Sonne und wir buchen uns in eine niedliche kleine Air BnB Wohnung in einem authentischen Thai-Stadtteil ein, in den sich außer uns keine Touristen verirren. Von dort aus geht es als erstes ins nächstgelegene Krankenhaus, um die Fäden aus Bens Knie und Hand ziehen zu lassen (endlich wieder Sport!). Als das getan ist, machen wir uns für eine knappe Woche auf Erkundungstour durch die Stadt auf, wie für uns üblich zu Fuß! So haben wir uns bald die meisten Ecken der Stadt "erlatscht" und müssen mal wieder sagen, dass man so ein einmaliges Stadtbild und Stadtgefühl bekommt, auch wenn es recht erschöpfend ist, zumal der Smog in Bangkok zu schlimm ist, dass einem ständig der Hals kratzt. Aber so sehen wir sowohl die Touristen-Highlights, als auch die Ecken, die Touristen nicht so oft zu Gesicht bekommen. Das Gesamtbild: Ein riesiges Moloch von faszinierender Hässlichkeit, durchbrochen von hübschen Tempelanlagen, laut, stinkend, lebendig, bitterarm und neureich. Hier findet man alles. Bangkok ist ein bisschen wie diese kleinen, moppsigen Hunde mit dem furchtbar hässlichen runden Gesicht, die man gerade aufgrund ihrer unschuldigen Andersartigkeit einfach ins Herz schließen muss.

Weihnachten und Silvester? Ein bisschen Westen, bitte!

Weihnachten verbringen wir übrigens in einer Shoppingmal, die mit lauter kitschigem Weihnachtsklimbim geschmückt ist – mehr ist hier bei 30° und in einem buddhistischen Land, wo Weihnachten ehrlicherweise nur als Kommerzschub im Dezember gefeiert wird, leider nicht herauszuholen. Dafür gönnen wir uns ein paar richtig gute Burger in einem hawaiianischen Burgerladen und gehen ins Kino. Abends skypen wir mit der Familie, die quasi unter dem Tannenbaum sitzt und uns so ein bisschen am Familienfest teilhaben lässt – toll! Silvester gehen wir wieder ins Kino und sehen uns mit Passengers und Arrival zwei hervorragende Filme direkt hintereinander an. Da wir uns mit der Zeit verrechnet haben, ist es 23:50 als wir aus dem Kinosaal kommen. Wir haben also nur 10 Minuten Zeit, um zum nächsten Block auf den Central Plaza zu rennen, wo ein großes Areal für die Partymassen abgesperrt wurde. Mit viel Schweiß auf der Stirn schaffen wir es durch die Polizei- und Militärkontrollen um inmitten von einigen 10.000 Menschen um 23:59 auf eine Bühne zu starren nur um dann: NICHTS zu sehen. Kein Countdown, keine Musik, keine kreischende dieses-Jahr-wird-alles-besser-Menge und knallende Sektkorken. Nur eine stille Masse Menschen, die kurze Zeit später die Nationalhymne summt und einem riesigen Bild des verstorbenen Königs salutiert und dann stumm wieder abzieht. Das war wohl die enttäuschendste Hauptstadtparty auf dieser Welt. Wirklich abgefahren. Scheinbar ist Freude verboten wenn wichtige Menschen sterben. Naja, immerhin ist es nur noch knapp über eine Woche, bis die Familie in Bangkok landet, um uns zu besuchen. Die Zeit bis dahin verbringen wir mit einer Vipassana Meditation im Tempel, einigen Stadtgängen, der Verwunderung wie viele Lotterielose und Starbucks-Leckereien sich von Spenden lebende Mönche kaufen können und bei einer Couchsurferin im Osten der Stadt, mit der wir einige Tage verbringen, die von viel Joggen und Essen gefüllt werden. 

Die Familie kommt! Juhu!

Der einzige Grund warum wir zu diesem Zeitpunkt Thailand noch nicht verlassen haben ist, dass die Familie endlich kommt und uns einen dreiwöchigen Urlaub mit ihnen geschenkt hat, der uns quer durch das Land führt und zur Abwechslung einmal in richtig gute Hotels, die wir uns selbst nie leisten könnten oder würden. Ein tolles Erlebnis, das allerdings bei weitem von der Wiedersehensfreude nach 9 Monaten fern der Liebsten in den Schatten gestellt wird. Da wir einen Mietwagen für alle 7 Personen haben, sind wir sehr flexibel und sehen Tempelanlagen, Nationalparks, für thailändische Verhältnisse "untouristische" Inseln und ganz viel Familie :-)! Außerdem feiern wir den Geburtstag von Bens Mama, die sich trotz einer kurz zurückliegenden Knie OP vom Besuch hat abbringen lassen. Eine tolle Zeit! Interessant ist es zu beobachten, wie die ersten 1-2 Tage irgendwie besonders sind, weil man sich wiedersieht und wie danach sofort alles ist wie immer, als wär nichts gewesen.

Ein schwerer und ein leichter Abschied

Nach zwei Wochen fliegt der Papa schon wieder nachhause, was uns echt traurig stimmt! Nach drei Wochen fliegt dann auch der Rest wieder in die Heimat, was ordentlich aufs Gemüt drückt. Allerdings freuen wir uns riesig auf unsere nächste Etappe, nämlich Australien mit dem Fahrrad zu bereisen. Noch drei Tage Phuket und dann kehren wir Thailand endlich den Rücken, das wir nun von oben bis unten und kreuz und quer durchreist haben. Und wir können sagen: das sind uns wirklich zu viele Touristen, zu viel Abzocke, Schmutz für uns seltsame Verhaltensweisen. Aber in Zeiten von erstarkendem Nationalismus möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass WIR Probleme damit hatten uns an einige Dinge zu gewöhnen, die hier normal sind. Das ist unser Problem und nicht das Problem der Thais, die ihre eigene Kultur und ihre eigenen Verhaltensweisen haben. Wenn uns die Reise eines lehrt ist es doch das, dass alle Menschen ihr Bestes geben um aus diesem Mysterium Leben das meiste herauszuholen und jeder legt eine unterschiedliche Art und Weise an den Tag die weder falsch noch richtig ist, sondern so wie sie ist. Wir erwarten auch nicht, dass sich jeder in Deutschland oder Griechenland wohl fühlt oder unsere Gepflogenheiten schätzt. Also: Es war schön Thailand erlebt zu haben, wie verspüren aber keinen Drang es wieder zu tun J!

 

 

Übrigens: wer sich die Bilder genau angeschaut hat sieht die mutige Elli, die sich beim chinesischen Neujahrsfest eine gegrillte Made zu Gemüte führt. Fazit: Schmeckt wie Fisch und Gras, nicht besonders toll, aber auch nicht so schlimm wie erwartet. Der Mann hat sich mal wieder geziert… J

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