Unsere Ankündigung vom letzten Blogeintrag haben wir wahr gemacht und sind von Geelong nach Brisbane geflogen, um „Woofing“ auf einer Farm zu machen. Also gegen Kost und Logis etwa vier Stunden am Tag arbeiten. Nebenbei unsere Website überarbeiten und planen. Am Ende bleiben wir nur eine Woche. Macht aber nix – warum nicht? Das erfahrt ihr hier.
Wir verbringen noch einen schönen Abend mit unserem Host Mick und seiner Frau Sarah in Geelong und am nächsten Morgen geht es dann mit Tigerair, einem extrem-billig-Flieger nach Brisbane. Der zwei Stunden Flug hat es in sich: Wir fliegen nur mit Handgepäck und haben die meisten Sachen bei Micks zauberhaften Eltern gelassen, damit wir nach unserer Farmerfahrung zurückfliegen und dann ohne geschummelt zu haben auf unseren Rädern weiterfahren können. Doch bei Tigerair wird jedes Handgepäckstück vor dem Boarding gewogen, wer über sieben Kilo liegt, wird mit 50 Dollar (!) zur Kasse gebeten! Bei uns und fast allen anderen Reisenden natürlich der Fall. Ärgerlich, aber sei`s drum. Der Flug selbst macht diesmal Spaß, da Ben am Fenster sitzen kann und kein Tavor braucht und die heftigen Turbulenzen irgendwie in einem Rahmen sind, der noch Spaß macht. Außerdem tauchen wir durch irre Wolkenformationen und sehen das wunderschöne Gold Coast unter uns – ein Anblick, der jeden Flug wert ist.
Mit dem sehr teuren Zug fahren wir vom Flughafen direkt bis zur letzten Zughaltestelle und werden dort von unserer Woofing Gastgeberin abgeholt, etwa eine halbe Stunde später als verabredet. Sei`s drum. Helen, die Frau von Ben, ihrem ebenfalls 40-jährigen Mann hat zwei Kinder, fünf und drei Jahre alt. Der Junge (5) hat eine spezielle Form von Autismus und das wird fortan auch das Dauerthema sein, über das Helen gerne ausführlich spricht. Als wir auf der Farm ankommen, finden wir ein für australische Verhältnisse recht einfaches, kleines Farmhaus vor, dass die beiden in Eigenregie von einer Bruchbude in ein wahrscheinlich irgendwie besseres Etwas umgebaut haben. Wir werden in einem alten Wohnwagen ausgelagert, der ein wenig abseits vom Haus steht und verbringen den Abend mit einem netten Abendessen und freuen uns, als sie uns erklärt, dass sie ähnlich wie wir gerne Low-Carb essen. Kurz danach bieten sie uns Bier und Wein an und eröffnen uns, dass sie morgens Getreidemüsli mit Rosinen essen. Eine interessante Low-Carb-Variante ;-)!
Wir verbringen die Nacht im alten, aber relativ sauberen Wohnwagen, schlafen allerdings schlecht, weil wir genug Schlangen hören und Spinnen an den Moskitonetzen (zum Glück von außen) sehen können, um unserer Fantasie den nötigen Schuss Schlaflosigkeit zu verpassen. Am nächsten morgen beginnt es dann seltsam zu werden. Helen erklärt uns, was wir zum Frühstück essen dürfen. Zur Erinnerung: Wir arbeiten hier vier Stunden pro Person und pro Tag gegen drei Mahlzeiten und den Wohnwagen. Um zu verdeutlichen was wir dürfen, rührt sie das Frühstück selbst für uns an: Jeder eine kleine Schale, ein Esslöffel gefrorene Beeren, zwei Esslöffel Müsli und ein halbes Glas Kokosmilch. Et Voilá! Fertig ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, um so richtig durchstarten zu können in der prallen Sonne beim Zäune bauen, Rasen mähen, Garten umgraben etc. Wir staunen nicht schlecht und schütten erst einmal die vierfache Menge in unsere Schüsseln, während sie die Kinder zur Schule bringt. Mittags, nachdem wir ziemlich hart im Garten gearbeitet haben, sitzen wir verschwitzt auf der Veranda. Die Arbeit war absolut in Ordnung, da wir uns ja recht gern körperlich betätigen. Dann kredenzt uns Helen freundlicherweise ihr Rezept gegen die knurrenden Mägen: Ein kleiner Teller von der Größe einer Untertasse mit sechs Salatblättern (keine Übertreibung, wir haben gezählt, war ja auch nicht schwierig), einem auf uns drei und die zwei Kinder verteilten Steak von gestern und drei Oliven. Danach waren wir noch hungriger als vorher, aber Helen fragt natürlich nicht, ob wir mehr haben möchten. Also futtern wir die kompletten Snacks auf, die sie uns vorher für die ganze Woche für den Wohnwagen gegeben hatte: sechs Äpfel und eine kleine Tüte mit Nüssen. Abends, als Ben (ihr Mann) nach Hause kommt, gibt es dann eine gute, normale Portion Fleisch mit Gemüse und wir denken noch, dass es vielleicht ein spezieller Tag war. Statt uns also einen Kopf zu machen, freuen wir uns über die vielen bunten Tiere, die es hier überall gibt!
Dankbar sind wir aber, als Helen uns für das anbrechende Wochenende Jobs bei ihren Nachbarn besorgt. Also arbeiten wir Samstag und Sonntag, die wir auf ihrer Farm frei haben, jeweils acht Stunden auf zwei verschiedenen Farmen, jäten Unkraut, mähen Gras, entwurzeln größere Büsche und schwitzen uns die Seele aus dem Leib. 20 Dollar die Stunde pro Person lässt man sich das kosten. In Australien wenig Geld, für eine Reisekasse ein Segen! Doch das beste ist, dass die dort sehr, sehr freundlichen Farmer uns mit großen, extrem leckeren Portionen beim Mittagessen verköstigen und sehr angetan nach unseren Abenteuern fragen. Am Ende des Tages sind wir jeweils von Kopf bis Fuß verdreckt, durchgeschwitzt, stinken wie zwei Moschusochsen, doch insgesamt sehr zufrieden. Ehrlich gesagt ist die harte Arbeit dort wie Urlaub für uns, weil Helen (ihr Mann ist den ganzen Tag weg und renoviert eine ihrer unzähligen Immobilien in Brisbane) sich als recht anstrengend herausstellt: Sie meckert über fast jeden Handschlag den wir tun und scheint ohnehin alles besser zu wissen, worüber wir anfangs noch nonchalant hinwegsehen, zumal sie uns abends immer sehr freundlich für die Hilfe bedankt. Wiederum seltsam ist, dass wir zwar vier Stunden am Tag arbeiten, aber sie uns dann auch noch eröffnet, dass wir abends die Küche und den Abwasch machen müssen. Klar, denken wir uns, natürlich helfen wir ein bisschen im Haushalt. Stellt sich aber heraus, dass sie immer den gesamten Abwasch von allen Mahlzeiten für abends zurücklegt, sodass wir dann vor dem kompletten Geschirrberg des Tages stehen und mindestens eine extra Stunde arbeiten. Als sie dann auch noch beginnt ständig über ihre bisherigen Backpacker abzulästern, die in den letzten fünf Jahren mit ihrer harten Arbeit die ganze Farm mit errichtet haben, schleicht sich endgültig der Gedanke bei uns ein, dass wir hier am falschen Platz sind. Hmm, nein, vielleicht doch schon an der Stelle, als wir nach erneuten 6-Salat-Blatt-Mittagessen (übrigens die exakt gleiche Portion wie ihre Kleinkinder(!) nach mehr Essen fragen und sie uns zähneknirschend sagt wir könnten ja noch Müsli essen. Als sie die halb vollen Schüsseln dann sieht sagt tatsächlich mit hochgezogenen Brauen, das sei aber enorm viel :D!
Ähnlich wie Wolgang Petry wird uns also klar, dass wir uns entscheiden müssen, ob wir gehen oder bleiben wollen. Doch zunächst wollen wir unsere Probleme offen mit ihr ansprechen um herauszufinden was sie selbst denkt und ob wir vielleicht alles falsch verstanden haben. Wir sagen ihr also, dass wir viel Hunger haben, weil das Essen für uns einfach zu wenig ist und wir das Gefühl haben für sie nicht gut genug zu arbeiten, weil sie ständig schimpft. Und, dass wir eigentlich fünf bis sechs Stunden am Tag arbeiten und nicht vier, was uns dann doch Ausbeuterei zu sein scheint, für die wir nicht zur Verfügung stehen. Daraufhin sagt sie, dass alles kein Problem sei, sie hätte für uns ganz viel Haferflocken und Reis gekauft, damit könne sie uns „abfüllen“, ja genau das waren ihre Worte. Auf den Hinweis, dass sie doch wüsste, dass wir ungern Kohlehydrate essen, zuckt sie bloß mit den Achseln und sagt: „ja, ich esse das Zeug auch nicht“. Unsere Arbeit sei aber gut und sie hätte kein Problem. Wir fragen erneut ob sie uns etwas sagen wolle, jetzt sei ein guter Moment, auch um zu sehen, ob sie auch merkt, dass die Chemie nicht stimmt. Doch sie verneint. Also sagen wir ihr, dass wir uns Gedanken machen müssen, ob das alles für uns so stimmt und abends noch einmal mit ihr sprechen. Das tun wir auch und entscheiden, dass wir zu alt für so einen Blödsinn sind und weggehen möchten, ihr aber die drei Überstunden, die wir an dem Tag gemacht haben scheknen. Sie nimmt es scheinbar gelassen, bedankt sich und sagt, dass sie uns morgens zum Bahnhof bringt. Wir freuen uns und stehen den nächsten Morgen pünktlich auf der Matte. Stellt sich jedoch heraus, dass sie uns nicht verabschiedet und lieber in ihrem Zimmer bleibt und ihr Mann Ben uns zum Bahnhof bringt. Auf die Frage, ob er uns die 60 Dollar für die Überstunden, die sie während der Woche auch auf eine Liste geschrieben hatte, bezahlt, verneint er doch tatsächlich und sagt, wir seien so enorm teure Backpacker gewesen, die viel zu viel Essen, dass sie das Geld lieber behalten. Und zwar obwohl wir ihnen schon Überstunden geschenkt hatten und sie uns nur 15 Dollar pro Stunde gezahlt hätten. Aber da wir mit ihm im Auto sitzen gibt es nichts was wir tun können außer ihm genau mitzuteilen, was wir davon halten. Scheinbar müssen wir bei der Auswahl einer Farm in Zukunft sehr vorsichtig sein. Aber man lernt ja aus allem.
Zurück in Brisbane finden wir einen sehr netten französischen Couchsurfer der tagsüber arbeitet, sodass wir uns in seiner Wohnung direkt daran machen, unserer Website ein neues Gewand zu verpassen. Wir hoffen, euch gefällt`s! Was wir direkt als nächstes tun werden, wissen wir noch nicht so genau, aber wir haben noch ein paar Kontakte, die Tagesarbeit auf ihrer Farm erledigt haben wollen und das werden wir wohl noch mitnehmen, während wir versuchen die Website komplett zu übertragen mit den drei Schwerpunkten Weltreise auf Motorrad, Fahrrad und mit dem Backpack. Anregungen, Meinungen? Schreibt`s gern in die Kommentare!
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