Acht Tage Outback

Wir haben das nass-kalte Wetter auf der Südhälfte Australiens satt, genau wie die ständig wechselnden Temperaturen zwischen 5 und 25 Grad. Darum werfen wir unsere Fahrräder schließlich auf das Dach eines kostenlosen Allrad-Campers und ziehen in acht Tagen vom Süden Australiens in den hohen Norden nach Darwin. Eine kurze, aber spannende Reise, während der wir uns ins legendäre Outback verlieben.

Fahrradfahren? Och nö. Kostenloser Mietwagen? Ja!

Zuhause mochten wir Fahrradfahren, schließlich ist Elli täglich 22 Kilometer zwischen ihrer Arbeit und Zuhause hin und her gependelt und Ben immerhin stolze 18. Aber Tourenfahren ist doch etwas anderes - und was sollen wir sagen? Motorradfahren gefällt uns deutlich besser, sorry :-)! Das hat mehrere Gründe. Erstens sind die Fahrräder recht schwer mit all dem Gepäck und für teure Räder hatten wir kein Geld. Das stände Auf und Ab der Great Ocean Road hat uns eher ausgelaugt als dass es unsere Sportlerherzen hätte höher schlagen lassen. Dann kam noch das volatile Wetter Südaustraliens hinzu: In drei Monaten Australien hatten wir 70 Prozent Regenwetter, egal ob im subtropischen Brisbane, Sydney, oder dem gemäßigten Melbourne. Kurzum: Fahrrad - baaad! Motorrad - goood!

 

Im Internet finden wir die Lösung: Einige Autovermietungen bieten sogenannte Relocations an, das bedeutet, dass arme Schlucker wie wir einen kostenlosen Mietwagen mit allem Camping-Gedöns bekommen, dazu einen Tankgutschein (in unserem Fall leider "nur" 100 Dollar) und dann in acht Tagen 3700 Kilometer abreißen müssen um einen Wagen zu einer anderen Filiale zu bringen. Die Schattenseite: besagtes Zeit- und Kilometerlimit. 450 Kilometer am Tag sind nicht brutal, gerade dann, wenn es nur geradeaus geht und kaum Verkehr herrscht, aber für Sightseeing ist nicht mehr viel Zeit. Trotzdem sind wir glücklich, als wir uns durch den südaustralischen Regen kämpfen und dabei nicht auf unseren Drahteseln erfrieren. Die erste Nacht campen wir an einer australischen Raststätte, da wir wegen des Wildwechsels nicht bei Nacht fahren möchten. Die vorbeirauschenden Road Trains nerven in der Nacht, doch das Raststättenfeeling lieben wir beide vom Motorradfahren, darum genießen wir es trotzdem in vollen Zügen :)!

Kängurus? Die gibt's doch gar nicht.

Wisst ihr was lustig ist? Wenn einem jeder Einheimische sagt, dass die Kängurus eine echte Plage seien, sie überall tot am Straßenrand liegen, besonders auf den Highways, weil sie jeden Tag eine Art Völkerwanderung der Tierwelt veranstalten und es einfach zu viele gebe. Dingos aber, die muss man dringend schützen, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Die Bilanz nach drei Monaten und 4000 Kilometern Australien: 0 Kängurus gesehen, außer zwei toten Kadavern. Dafür haben wir einen dieser "unmöglich anzutreffenden" Dingos gesehen - niedlich.

 

Noch ein paar Dinge, die dich vielleicht überraschen könnten: Australien ist auch in seinem Zentrum, dem Outback, absolut grün. Von karger Wüste ist dort rein gar nichts zu sehen. Und es war ziemlich kalt. Selbst tagsüber unter der Sonne wurde es kühl, sobald Wind aufkam. Der Verkehr ist überschaubar aber vorhanden und die Menschen entlang der Straße echt relaxt. Camper grüßen sich sogar gegenseitig beim fahren.

Das Beste sind die Nächte

Wenn es dunkel wird, biegen wir auf kleine Feldwege ab, in denen unser Allrad-Landcruiser endlich Spaß macht, anstatt einfach nur Benzin zu verbrennen. Wir suchen uns abgelegene Plätzchen, um unseren Gaskocher anzuschmeißen und das Dachzelt aufzustellen. Aus dem Seitenfenster dieser sehr heimeligen Behausung starren wir gebannt auf den besten Sternenhimmel, den wir je gesehen haben, während wir einschlafen und lauschen den fremdartigen Tiergeräuschen - zumindest da, wo es sie denn gibt. An den meisten Orten im Outback herrschte nämlich eine so allumfassende Stille, dass selbst eine Grille als Störenfried verhaftet worden wäre.

Duschen tun wir übrigens in den Nationalparks oder Raststätten, in denen man meist für wenige Dollar eine heiße Dusche bekommt - ein Fest für jeden Reisenden!

 

Ansonsten waren wir noch überrascht von den Aborigines, vor denen uns die Australier gewarnt haben, sie seien Alkoholiker, Diebe und Tunichtgute. Was für ein rassistisches Gelaber, haben wir uns gedacht. Im Outback waren wir dann tatsächlich schockiert, die Eingeborenen mit Schnapsflaschen vor den Supermärkten leben zu sehen wie Obdachlose. Von der verklärten Romantik, mit der Europäer auf die älteste Kultur unserer Welt schauen, war nicht viel zu sehen. Wahrscheinlich haben wir ein ziemlich verschobenes Bild gesehen von diesem Volk, das von den Australiern vor gar nicht allzu langer Zeit im Prinzip zerstört und seiner Wurzeln beraubt wurde. Schade!

Wiedersehen mit alten Bekannten und hat sich die "Relocation" gelohnt?

Kurz vor dem Ende unserer Tour treffen wir auf dem Stuart Highway noch Brett, den wir schon in Indonesien auf dem Äquator per Zufall getroffen hatten. Er war derjenige, der uns den weltbesten Tipp für unser Turkmenistan Visum gegeben hat. Ohne ihn wären wir also gar nicht zum Pamir Highway gelangt. Ihn hier wieder zu treffen (er ist Australier) war für uns eine riesige Freude.

 

Was den Deal Auto gegen zügige Überführung angeht, gehen wir gespaltener Meinung aus der Sache. Zwar war es toll und günstig, aber trotzdem haben wir eine Menge Sprit verbraten um jeden Tag viele Kilometer abzureisen, unfrei in unserer Wahl der Strecke zu sein und Kilometervorgaben zu haben. Wahrscheinlich ist es besser, die vielen tausend Euro für eine normale Miete anzusparen und diesen Luxuskontinent dann in Ruhe zu befahren.

 

Unterwegs treffen wir übrigens einige Leute, die zufuß um die Welt laufen - ein Traum von uns, den wir nie angegangen sind, weil wir nicht wussten wie das mit dem Gepäck gehen soll. Scheinbar ganz einfach, mit einem Schiebewagen. Da müssen wir mal drüber nachdenken :-)!

PS: Wie du siehst hat's am Ende fast mit dem Känguru geklappt - das auf dem Bild oben ist aber ein Wallaby.

Auch gut :)!

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