Thailand: Per Rollersturz in den Massentourismus

Thailand. Das Paradies im Südosten? Das Land des Lächelns? Ständig Sonne, Schirmchendrinks und Thaimassagen für ein Kleingeld?

Nö. Uns begegnet Thailand momentan eher als ein Massenpferch für West-Touristen, die durch eine Kommerzschleuse nach der anderen getrieben werden. Zu dem generellen "Thailand - och, naja", kommt dann auch noch ein Sturz mit dem Roller hinzu: In den Bergen von Koh Samui hat uns ein Monsunschauer überrascht und zerrissen. Aber dazu später mehr. Ein Video vom Sturz findest du ganz unten.

Toller Strand, türkises Wasser, sich fühlen wie David Hasselhoff: Das ist der Traum von Thailand. Doch der Traum bröckelt.
Toller Strand, türkises Wasser, sich fühlen wie David Hasselhoff: Das ist der Traum von Thailand. Doch der Traum bröckelt.

Phuket: Weiterfahren, das sind nicht die Strände, die ihr sucht!

Als wir auf Phuket landen, sind wir erst einmal erstaunt über die Preise: Eine 15-minütige Taxifahrt zu unserer Air BnB Unterkunft kostet uns stolze 21 Euro! Von den niedrigen Preisen in Malaysia oder gar Indonesien sind wir hier scheinbar meilenweit entfernt. Aber wir versuchen das beste daraus zu machen und freuen uns über eine schicke Unterkunft, in der wir uns eine Woche lang selbst versorgen. Verzeih uns, aber nach all der Zeit mit asiatischem Essen hängt uns der immer gleiche Reis-Gemüse-Mischmasch von morgens bis abends doch zum Hals heraus :-)! Also decken wir uns bei einem großen Metro-artigen Megastore namens "Makro" mit allerlei Dingen zum selbst kochen ein und besorgen Ben seine zweite Lebensmittelvergiftung auf dieser Reise, da das tiefgefrorene Fleisch scheinbar zu sehr angetaut war, als wir zuhause waren. Tja, von wegen in Thailand bekommt man es mit Montezumas Rache zu tun, weil das Essen am Straßenrand uns mit fiesen Bakterien zupflastert. Aber wie immer geht es nach einem Tag weg und wir mieten uns einen Roller, um Phukets Strände zu erkunden. Das sieht dann ungefähr so aus, wie unser absoluter Reisealptraum: Eine lange Strandpromenade mit lauter Clubs, Restaurants und Bars, aus denen ohrenbetäubende Musik dröhnt, Schreihälse mit Bauchläden, die einem aufdringlich alles mögliche andrehen wollen, was man nicht braucht und ein Strand, der so voll ist, dass man aufpassen muss, wo man hintritt. Also beschließen wir nur noch abends oder früh morgens den Strand zu besuchen, um wenigstens ein paar schicke Fotos schießen zu können. Außerdem machen wir noch den Fehler, eine Doku über Thailand zu schauen, die in ekligen Bildern zeigt, wie der ganze Müll und die Abwässer ins Meer geleitet werden - in direkter Nähe der Strände. Da gehen wir doch lieber noch schnell in den Fitnessraum unserer Unterkunft!

Koh Samui: Same same

Als wir aus Phuket nach Koh Samui flüchten, reisen wir mit dem Bus, da wir Überlandfahrten häufig genießen: Wenn schon kein Motorrad mehr (schnief), dann können wir wenigstens die Landschaft anschauen und langsam ans Ziel kommen, ohne die Flughafen-Reise-Luftschleusen. Doch da kommt schon die nächste Touristenfalle, die es vor wenigen Jahren laut einem mitreisenden Thailandveteran noch nicht gegeben hat: Ein Bus fährt uns zu einem Restaurant/Wartestation, wo der Bus einfach zwei Stunden darauf wartet, dass wir von dem dauernd ausgerufenen Essen etwas kaufen, während wir in der Mittagshitze schwitzend auf die Weiterfahrt zur Fähre warten, die uns nach Koh Samui übersetzen soll. Zusätzlich versucht man uns noch Minibus und Taxitickets anzudrehen für den Transfer zum Hotel auf Koh Samui, weil das angeblich viel günstiger sei, als es dort vor Ort zu tun, was natürlich nicht stimmt. Dabei ist die Fähre gerade einmal 50 Kilometer weit entfernt. Als also möglichst vielen Wartenden das Geld aus den Taschen gepresst wurde, geht es nach zwei Stunden endlich den letzten Katzensprung bis zur Fähre und endlich sind wir auf Koh Samui. Thailandfans werden uns wahrscheinlich für die Aussage hassen, aber wir können hier keinen großen Unterschied zu Phuket erkennen. Auch hier sind die Strände tagsüber so voll, dass man teilweise vergeblich versucht Sand zu entdecken. Auch hier laufen ständig Verkäufer herum, die einem etwas andrehen wollen, sodass man kaum in Ruhe ein Buch lesen kann. Außerdem hat Thailand ein echtes Müllproblem, da es weder Müllabfuhr, noch Mülleimer gibt. Ergo wird der Müll überall achtlos fortgeworfen, was der "Schönheit" der Insel nicht gerade zugute kommt. Generell sieht man, dass der Massentourismus dieses Land nach und nach zerstört.

Das kleine Rollerdrama

Jetzt zum Drama, auf das du sicherlich geschielt hast J! Wir sind mit unserem geliehenen Roller bei strahlendem Sonnenschein in die Berge rauf gefahren, um uns ein paar (echt enttäuschende) Wasserfälle anzuschauen. Beim zweiten Wasserfall sind wir so tief in die Berge und den Wald gefahren, dass wir sicher waren, falsch zu sein, doch nach 10 Kilometern über Stock und Stein, die teilweise so herausfordernd wie der Pamir Highway waren, haben wir den letzten Wasserfall erreicht: ein kleiner Teich, in den aus etwa zwei Meter Höhe die Abwässer der darüber befindlichen Farm plätschern. Als wir uns etwas enttäuscht auf den Rückweg machen, zieht auf einmal eine dicke dunkle Wolke über uns herauf und es gießt wie aus Eimern. Wir haben kaum noch Sicht und die Schotter-Lehmpisten werden zu knietiefen Matschpassagen, in denen wir nur mit Mühe und der ganzen „Pamir-Erfahrung“ verhindern können zu schwer zu stürzen. Leider können wir den Rückweg nicht mehr finden und irren in der Dämmerung bei Regen und dichtem Nebel auf den schlammigen Bergpfaden umher. Als wir dann in 100 Meter Entfernung endlich wieder etwas erkennen, dass halbwegs wie eine Straße aussieht, rutscht der Scooter plötzlich zur Seite und wir stürzen auf den Schotter. Elli fällt auf Ben und kommt mit einer Panikattacke davon. Ben muss an drei Stellen genäht werden und darf sich über einen blutüberströmten Arm und ein blutüberströmtes Bein freuen. Da die Wunden voller Lehm sind, müssen wir sie mit dem letzten Rest Trinkwasser und Feuchttüchern abwischen, was nicht nur brennt, sondern auch zutage fördert, dass Ben schleunigst zum Arzt muss, um die Wunden nähen zu lassen. Dazu ist erst einiges an Überzeugungsarbeit notwendig, da Elli nicht mehr auf den Scooter steigen will. Am Ende sind wir aber nach knapp 30 Minuten an der Küste und fragen uns zu einem Doktor durch. Nichts gebrochen, das ist doch schon mal was. Also gibt’s ein paar Ibuprofen zum Abendessen und wir entspannen uns bei einem netten Couchsurferpärchen aus Russland, bis übermorgen endlich die Fäden gezogen werden. Hätte schlimmer kommen können J!

Hier noch ein kleines Video von unserem Scooter-Bergabenteuer ohne Musik im Originalton. Die Kamera ist wackelig und überbelichtet, da Elli mit unserer Sony in der Hand gefilmt hat. Unsere Blödsinnsgespräche während der Fahrt sind auch mit dabei :-)!

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