10 Irrtümer über Backpacking in Südostasien

Südostasien, der günstige Traum vom Paradies - oder?
Südostasien, der günstige Traum vom Paradies - oder?

Hier sind zehn Dinge, die wir ständig über Thailand, Vietnam, Indonesien und Co gehört haben und auch unterwegs noch manchmal hören. Unserer bescheidenen Meinung nach handelt es sich bei diesen ausgesuchten zehn Annahmen (leider?) um Irrtümer. Aber Achtung: Dies sind unsere Erfahrungen nach drei Monaten in Vietnam, Indonesien, Singapur, Malaysia und Thailand. In dieser Reihe fehlen einige Länder und jeder Reisende hat sowohl andere Vorstellungen als auch Erfahrungen. Und um das vorweg noch einmal klar zu machen: wir fühlen uns hier wohl :-). Alles klar? Also los, hier sind die zehn häufigsten Irrtümer über Südostasien.

1. Das Essen in Südostasien ist lecker und gesund!

Nasi Bunkus auf Sumatra - lecker!
Nasi Bunkus auf Sumatra - lecker!

Das ist wohl der größte Irrtum überhaupt. Die Küche in diesen Ländern lebt fast ausschließlich von Palmöl, dem vielleicht ungesündesten, weil krebserregendsten Öl überhaupt. Zusätzlich wird das gleiche Öl wochenlang benutzt und alle Gerichte mit viel Zucker „gewürzt“. Hinzu kommt, dass fast alles frittiert wird mit fettiger Panade. Dass polierter Reis als hochgepepptes Kohlenhydrat der Gesundheit auch nicht besonders zuträglich ist, hat sich ja auch schon herumgesprochen. Was den Geschmack angeht. Man findet in jedem der Länder ein paar leckere Dinge, besonders in Thailand, wenn man damit einverstanden ist, dass der eigene Verdauungstrakt höllisch brennt vor lauter Chili. Ansonsten gibt es aber auch viel Glibberkrams aus dem Meer, das einfach in Wasser (zer)kocht wird, oder Suppen mit Schnecken, Muscheln und Algen. Auch geschredderte Shrimps finden sich fast überall und die allgegenwärtige Fischsoße zum Kochen, die man leider hinter all dem Glutamat auch herausschmeckt. Urgs. Natürlich findest du auch sehr leckere Dinge. Probiere dich einfach durch und schau, was dir gefällt!

2. Die Menschen dort lächeln ständig und sind sehr freundlich!

Alle Asiaten sind super nett. Oder?
Alle Asiaten sind super nett. Oder?

Sorry, da müssen wir dich wieder enttäuschen. Die nettesten Menschen hier haben wir in Indonesien angetroffen, die unfreundlichsten in Thailand. Die Frage ist natürlich immer, mit was man es vergleicht. Verglichen mit einer unterzuckerten Schaffnerin im Friesland mögen die Menschen hier sehr nett sein, aber verglichen mit Iran oder sogar Zentralasien, in der Breite leider nicht. Sobald es in Regionen geht wo einige Touristen sind, wird man häufig nur als Geldschwein betrachtet und es wird so lange gelächelt, wie man ein potentieller Käufer ist. Nirgends wurden wir von Taxifahrern oder Damen am Tresen so oft verarscht wie in Thailand. Hier waren viele Menschen auch sehr mürrisch und deutlich weniger am Lächeln als in Vietnam oder Indonesien. Scheinbar hat sich hier in letzten Jahren einiges geändert. Ungewohnt mögen für Westler auch einige Verhaltensweisen sein, wie Rülpsen beim Essen, ständiges Nase hochziehen und Mandeln freihusten mit anschließendem Ausspucken in der Öffentlichkeit. Doch wie immer gilt: auch hier haben wir sehr viele, sehr nette Menschen getroffen, es ist nur nicht so wie in der Vorstellung vieler, dass hier jeder Mensch sehr nett, hilfsbereit und ständig am lächeln ist.

3. Südostasien ist total billig!

Kann doch nicht viel kosten so ein Mopped-Taxi! Oder?
Kann doch nicht viel kosten so ein Mopped-Taxi! Oder?

Das wird oft generalisiert in den Raum geworfen und Millionen von jungen Backpackern pilgern darum jährlich nach Thailand und Co. Leider ist das aber ein ziemlich grober Irrtum. Thailand ist mittlerweile das teuerste Land in Südostasien (angeblich erst seit einigen Jahren). Oft wird das günstige „Street Food“ am Straßenrand als Beispiel genommen. Aber: Du bekommst zwar für umgerechnet zwei, drei Euro eine Palmöl Mahlzeit, diese ist aber asiatisch portioniert, das heißt bei uns ginge sie nicht einmal auf die Kinderkarte. Du musst schon mindestens zwei, besser drei davon Essen um satt zu werden. Dann wären wir schon bei 6-9 Euro und dafür können wir auch daheim gut essen. In Indonesien war das Street Food deutlich günstiger und größer. Hotels und Hostels ziehen auch die Preise an, unter 5 Euro pro Nacht im Mehrbettzimmer ist kaum etwas zu machen (dafür haben wir in Russland ein Zweibettzimmer im Hostel bekommen). Hier ist Vietnam übrigens am günstigsten. Selbst billige Schirmmützen und T-Shirts am Straßenrand bekommt man nicht mehr unter 5 Euro. Klingt zwar günstig, ist aber teurer als in den 1-Euro Läden zuhause. Reisen mit Zug, Bus, Taxi ist in Thailand am teuersten (ähnlich wie in Deutschland, die Überlandbusse sogar teurer als Flixbus und Co.), in Indonesien sehr billig und in Malaysia und Vietnam günstig. Kostenprimus im Negativsinne ist natürlich Singapur, so etwas wie die Schweiz Asiens.

4. Das Wetter in Südostasien ist herrlich!

Südostasien ist so grün wie Kermit der Frosch - wegen des vielen Regens!
Südostasien ist so grün wie Kermit der Frosch - wegen des vielen Regens!

Jeder weiß es, keiner denkt darüber nach: Das Klima ist FEUCHT. Und zwar nicht feucht, wie an einem schwülen Sommertag in Deutschland, sondern ich-gehe-raus-und-schwitze-mich-sofort-tot-feucht. Dieses Klima ist sehr gewöhnungsbedürftig und bei weitem nicht so angenehm wie im Mittelmeerraum. Außerdem regnet es viel. Wir waren in der Regenzeit und in der Trockenzeit hier und beides ist von Feuchtigkeit und Regen geprägt. In der Regenzeit so, dass man den ganzen Tag drinnen bleiben muss (Thailand, Indonesien), oder stundenweise in Trockenphasen heraus kann (Vietnam, Malaysia), in der Trockenzeit so, dass es häufiger mal bedeckte und leicht regnerische Tage gibt, ähnlich wie im deutschen „Sommer“. Ein Nebeneffekt der Feuchtigkeit ist auch, dass es überall sehr viel Schimmel gibt, die Kleidung nicht so schnell trocknet.

5. Da laufen überall lächelnde buddhistische Mönche herum.

Die Starbucks Mönche: Von Spenden leben kann so angenehm sein!
Die Starbucks Mönche: Von Spenden leben kann so angenehm sein!

Wir meditieren gerne, Ben hat die überlieferten Texte von Buddha gelesen und war sehr angetan und doch müssen wir sagen, dass wir von den Mönchen doch recht überrascht waren. In den Tempeln, die wir besucht haben, wurden wir von den Medi-Mönchen meist entweder desinteressiert oder gar mürrisch angeschaut. Vielleicht sind sie aber auch genervt von den vielen Touristen - durchaus verständlich. Viele sind auch sehr in ihre neuen Smartphones versunken, oder kaufen sich von gespendetem Geld (Mönche leben hier komplett von Spenden, da sie nicht im kommerziellen Sinne arbeiten – oder?) Lotterielose, Starbucks Kaffee und Überraschungstüten im Supermarkt. Alles gesehen! Abgesehen davon sind die meisten Menschen in Südostasien nicht Buddhisten, sondern Muslime, besonders in Indonesien und Malaysia, was vielen Menschen in Europa nicht klar ist.

6. Der Sextourismus ist überall! Thaimassage heißt „happy end“!

Alles Viagra-Rentner am Strand! Oder?
Alles Viagra-Rentner am Strand! Oder?

Tja, so ein Bild kann schon mal entstehen, wenn man den brisanten Enthüllungsdokus von Spiegel TV glaubt, die im Spätabendprogramm auf VOX laufen. Fakt ist aber, vom Sextourismus bekommt man nur etwas mit, wenn man an den Stränden, oder einschlägigen Straßen von Phuket und Pattaya fleißig die Rentner zählt, die mit jungen Thais zusammensitzen. Aber wir haben gehört, dass die meisten Sextouristen mittlerweile junge Westler sind, die man als solche natürlich nicht erkennt, da sie nicht dem bisherigen Klischee vom dickbäuchigen Hans entsprechen, der auf die letzten Tage nochmal ein echter Humphrey Bogart sein will. Wie auch immer die sich das vorstellen. Was die Massagen betrifft: wer sich die Hände reibt, in eine Thaimassage-Butze rennt (die übrigens alle schlüpfrig aussehen) und sich schon freut, dass er heute nicht mit klebrigen Fingern ins Bett muss, wird sich die Augen reiben: Hier werden zwar fleißig die Füße gerubbelt, aber wer mehr will, sollte lieber nebenan ein Rubbellos kaufen, denn diese Damen werden anzüglichen Gästen höchstens eine scheuern.

7. Die Hälfte des Urlaubs sitze ich bestimmt auf dem Klo.

SO schlimm wird der Durchfall schon nicht :-)!
SO schlimm wird der Durchfall schon nicht :-)!

Südostasien ist deutsch für „Durchfall“ denken viele. Dem ist aber nicht so. Nach drei Monaten in dieser Region hatten wir beide nicht ein einziges Mal den flotten El Cremo. Das will schon was heißen, da Ben ziemlich empfindlich ist was seinen Darmtrakt angeht. Wenn er es schafft, schaffst du es auch. Aber trotzdem: Am besten zur Prophylaxe vor und während des Aufenthalts Perenterol schlucken, ist keine Chemie und hat schon vielen Urlaubern geholfen. Also: Keine Angst beim Essen in Südostasien. Schaut euch die Läden und Karren an, die euch etwas verkaufen möchten, nutzt euren gesunden Menschenverstand und verzichtet auf den Fliegenhit „angegammeltes Hähnchen“ und greift zu etwas, das halbwegs hygienisch zubereitet aussieht und dann wird’s schon! 

8. Die Menschen dort sind sehr arm!

Kinder spielen in Müll, die Menschen sind arm. Nicht ganz!
Kinder spielen in Müll, die Menschen sind arm. Nicht ganz!

In Vietnam gibt es viel Armut, auch in Indonesien. Malaysia hingegen ist pro Kopf reicher als Russland und Thais verdienen im Schnitt fast so viel wie Türken. Auch hier sieht man überall moderne Autos, die neusten Smartphones, Fernseher und alles was der moderne Zombie noch so braucht J.  In diesem Sinne: es ist eher "normal", mit armen und reichen Menschen.

9. Die Länder sind gut auf Tourismus eingestellt und die Menschen sprechen gut Englisch!

Englisch sprechende Locals sind eine Seltenheit, darum bleiben Westler (leider) meist unter sich...
Englisch sprechende Locals sind eine Seltenheit, darum bleiben Westler (leider) meist unter sich...

„Tickty bah“ wurde uns schon oft gesagt in Thailand. Bevor du fragst – das ist die Thai Interpretation von Englisch und soll „sixty baht“ heißen. Eine solche Antwort kannst du von Menschen erwarten, die hier als „spricht Englisch“ durchgehen. Da braucht es schon einiges an linguistischem Interpretationsvermögen um einige der „Englischbrocken“ hier als solche zu erkennen, geschweige denn zu verstehen. Das liegt auch daran, dass besonders die Thais und Vietnamesen eine komplett andere Art der Phonetik in ihrer Sprache haben und damit verständlicherweise Probleme mit der Aussprache romanischer/germanischer Sprachen. In Indonesien war das dagegen ein bisschen einfacher zu verstehen. Also: Lieber daran gewöhnen mit Händen und Füßen zu gestikulieren und viel Geduld mitbringen.

10. Die Strände und Landschaften sind alle idyllisch und eines Posters würdig!

Sieht man in keinem Reiseführer, aber im übervölkerten Thailand sieht es meist so aus...
Sieht man in keinem Reiseführer, aber im übervölkerten Thailand sieht es meist so aus...

Klar, du kannst diese paradiesischen Orte in jedem dieser Länder finden. Aber mach dich gerade in Thailand oder Vietnam darauf gefasst, dass du ein bisschen suchen musst. In Indonesien hast du es da etwas einfacher. 90 Prozent der Strände sind mit Touristen, aufdringlichen Souvenirverkäufern, Bezahlliegen, Wassersportanbietern und streunenden Hunden zugepflastert. Oft sieht man den Sand vor lauter Touris nicht mehr. In abgelegenen Regionen ist es etwas weniger, aber immer noch so wie auf überfüllten Mittelmeerstränden. Interessant auch: Es gibt in den meisten Orten kein Kanalisationssystem und die Abwässer werden einfach direkt an den Rändern der Strände ins Wasser geleitet. Jummie! Überhaupt ist Müll ein großes Problem: Er liegt überall, da es einfach nirgendwo Mülleimer gibt. Natur heißt meist Müllkippe, auch im Wasser schwimmt lauter Plastik. Besonders in den Flüssen und Kanälen der Städte (Bangkok!) findet sich neben der vielen Kacke und den toten Tieren auch Plastik und Restmüll. Das gilt für jedes Land hier, außer Singapur natürlich und vielleicht Malaysia, das nicht ganz so schlimm ist.

Was sind deine Erfahrungen in Südostasien? Wo liegen wir deiner Meinung nach voll daneben, wo goldrichtig? Schreib’s in die Kommentare J!

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Kommentare: 7
  • #1

    info@flocutus.de (Samstag, 07 Januar 2017 18:47)

    Ich verstehe, dass der Artikel konträr sein soll und das ist euch gelungen. Gerade beim Essen könnte ich nicht mehr widersprechen, außer ihr sprecht hauptsächlich von Indonesien und Vietnam ;)

    Es kommt halt darauf an, wo man hinfährt. In Touristengebieten und auf beliebten Inseln mag alles stimmen was ihr sagt, aber im kompletten Rest der angesprochenen Länder kann das ziemlich absurd klingen. Jeden Punkt von 1-10 kann man auch von der anderen Seite darstellen.

    Da gerade Thailand Euch so schlecht gefallen hat würde ich an eurer Stelle beim nächsten Mal den Süden meiden und in den sog. wilden Westen schauen oder den Norden ausführlicher besuchen oder einmal Bangkok abseits von Innenstadt und den touristischen Teilen der Altstadt unter die Lupe nehmen. Im Nordosten findet ihr viele Waldmönche, die den Buddhismus ernster nehmen als die in den Städten.

    Außer im Süden und in den Touristenvierteln in Bangkok zahlt ihr garantiert keine wucherigen 2 Euro für ne Mahlzeit und die Menschen lächeln auch noch, weil nicht schon unendlich viele unhöfliche Touristen vor Euch da waren ;)

  • #2

    info@flocutus.de (Samstag, 07 Januar 2017 18:53)

    Punkte 6, 7 und 9 seien von meinem Widerspruch mal ausgenommen, das sind wirklich Irrtümer ;)

  • #3

    Elli&Ben (Sonntag, 08 Januar 2017 03:29)

    Hallo Florian,

    danke für deinen Kommentar. So ist es, wir wollten (mal wieder) provozieren. Nach 7.200 Views in 6 Stunden ist uns das scheinbar gelungen :-)...

    Nachdem wir mit einigen Thais und Expats, die hier lange leben, gesprochen haben, scheint es so, dass sich in den letzten Jahren viel geändert hat, gerade in Thailand. Alles ist teurer geworden und nicht mehr so familiär. Einige der Expats hier haben sogar angekündigt in andere Länder auszuweichen. Möglicherweise gibt es deshalb so unterschiedliche Sichtweisen, weil viele vielleicht vor 5 Jahren andere Erfahrungen gemacht haben, als sie jetzt machen würden?

    Viele Grüße, Elli&Ben

  • #4

    Tischi (Sonntag, 08 Januar 2017 10:34)

    Hi,

    Vielen Dank für die Erheiterungen und wirklich nett zu lesen. Punkt 8 würde ich mich widersetzen und das Beispiel Malaysia ist weit her geholt. Hier findet das Pareto Prinzip in aller härte Anwendung und ein sehr großer Teil der Menschen in Südostasien ist sicher eher arm als mittelständisch "reich" ;))

  • #5

    Nils (Samstag, 22 September 2018 11:06)

    Zu großen Teilen kann ich unterschreiben.
    Hierzu einige Eckpfeiler weshalb sich die Situation inzwischen so darstellt:

    -Die Olympische Spiele 2008 in Beijing haben dem Westtouristen die Augen nach Asien geöffnet.

    -Die Folgen des arabische Frühlings hat den mittleren Osten als Urlaubsregion ab 2011 uninteressanter werden lassen.

    -Der Film Hang Over 2 (2011) hat Thailand für viele U30 Jährige interressanter gemacht.

    -Einschränkung der verbalen, wie freieren Interaktion mit dem sozialen Enviroment durch das Massenmedium Smartphone nun auch in Südostasien (ab 2013).

    Die Auswirkungen:
    Backpacking mit Abenteuerfeeling und vollem Genuß (wie in "the Beach") in lots of parts of South East Asia = Etwa 10 Jahre zu spät!

    Because of:
    Massentourismus mit All-In-Five-Star-Hotel-Trolleytouristen.

  • #6

    Nils (Samstag, 22 September 2018 11:11)

    *Das Posten von Urlaubsbildern auf sozialen Medien ab 2010 motiviert inzwischen Menschen nach Südostasien zu reisen, welche sich noch vor rund 10 Jahren vehement dagegen ausgesprochen haben.

  • #7

    Nils (Samstag, 22 September 2018 11:13)

    *Sie Flugpreise haben sich ab etwa 2012 nahezu halbiert.